Experte für Baumanagement und Digitalisierungsprozesse im Bauwesen
Martin Ferger hat sein Studium im Bauingenieurwesen an der Universität Siegen abgeschlossen und anschließend am Lehrstuhl für Bau- und Projektmanagement promoviert.
In seiner beruflichen Laufbahn war er in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als Projektingenieur und Claim Manager bei Schiffers Bauconsult, einem führenden Beratungsunternehmen in der Baubranche, sowie als Bau- und Projektleiter bei der STRABAG AG.
Seit 2019 ist Martin Ferger als Professor für Bauorganisation und Baumanagement am Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Aachen angestellt.
Als Inhaber von Ferger Consulting berät er außerdem Bauunternehmen zu den Themengebieten der Digitalisierung und des Baumanagements und bietet Aus- & Weiterbildungen an.
Zusammen mit Christian Haak betreibt Martin Ferger den Podcast Zukunft.Bauen., in dem aktuelle Veränderungen und Entwicklungen der Baubranche thematisiert werden. Der Podcast umfasst mittlerweile mehr als 60 Folgen mit zahlreichen namenhaften Gästen aus der Bauindustrie.
In diesem Interview berichtet Martin Ferger über seinen Weg zum Bauingenieurwesen, den Einfluss der Digitalisierung auf die Baubranche und die Vermittlung von digitalen Kompetenzen innerhalb des Studiums.
Experteninterview – Prof. Dr.-Ing. Martin Ferger
Hallo Martin! Am besten stellst Du Dich den Leserinnen und Lesern kurz selbst vor: Wie ist Dein bisheriger Werdegang und was machst Du derzeit?
Ja gerne, mein Name ist Martin Ferger. Ich bin Professor an der FH Aachen für Bauorganisation und Baumanagement. Das bin ich jetzt seit 2019, also seit ca. vier Jahren.
Bevor ich an die Hochschule berufen wurde, war ich bei der STRABAG in verschiedenen Tätigkeiten angestellt. Ich habe dort Bauleitung gemacht, Kalkulation und dann zum Schluss die Stabsstelle für Digitalisierung, Lean-Management und Building Information Modeling bekleidet.
Zuvor war ich im Nachtragsmanagement für verschiedene Gewerke auf beratender Seite in einem großen Ingenieurbüro tätig. Studiert und promoviert habe ich an der Universität Siegen im Lehr- und Forschungsgebiet Baubetrieb und Bauprojektmanagement.
Ich bin das klassische Kind aus einem Bauhause. Mein Vater ist Bauingenieur, meine Schwester ist Architektin, mein Opa war Polier und so weiter. Ich war also immer irgendwie mit dem Bauen verbunden.
Zum Privaten: Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und spiele gerne Fußball.
Welche Fächer unterrichtest Du als Professor?
Ich unterrichte die Fächer Bauorganisation in verschiedenen Kombinationen im Grundlagen- und im Vertieferbereich, Baukalkulation, Management von Bauprojekten, Building Information Modeling, Projektmanagement und Controlling.
Aus welchen Gründen hast Du Dich für ein Studium im Bauingenieurwesen entschieden? Was macht die Baubranche für Dich besonders?
Bezüglich der Entscheidung für das Studium ist wahrscheinlich auch eine Prägung von zu Hause mit dabei gewesen, auch wenn keiner direkt gesagt hat, dass ich das studieren soll.
Letztendlich habe ich zwischen Jura und Bauingenieurwesen geschwankt. Deswegen hatte ich wahrscheinlich auch das Interesse am Baubetrieb, weil da auch juristische Themen mit eine Rolle spielen. Ich habe mich dann am Ende aber für das handfestere Bauingenieurwesen entschieden.
Was die Baubranche für mich so besonders macht, ist, dass das Ergebnis der Arbeit am Ende sichtbar ist – also die Bauwerke. Und dass man unabhängig vom Alter oder von der Berufserfahrung schon sehr früh viel Freiheit hat, Dinge zu entscheiden und Dinge mitzugestalten.
Man hat einfach insgesamt einen sehr abwechslungsreichen Berufsalltag als Bauingenieur.
Du beschäftigst Dich beruflich viel mit modernen Arbeitsmethoden und Digitalisierungsprozessen. Welche Rolle spielt die Digitalisierung für das Bauwesen?
Ich denke in den nächsten Jahren eine sehr große Rolle, weil wir noch relativ undigitalisiert im Verhältnis zu anderen Branchen sind und es bei uns richtig viele interessante Anwendungsfälle für die Digitalisierung gibt. Das Thema Building Information Modeling ist ja nur ein Aspekt der Digitalisierung, genau wie die Anwendung der Künstlichen Intelligenz.
Insgesamt macht die Digitalisierung der unfassbar vielen Informationen und Daten, die wir während eines Bauprojektes haben, einfach sehr viel Sinn. Ich glaube das wird auch vieles verändern, was die Abwicklung von Bauprojekten und den Arbeitsalltag angeht.
Inwiefern wird die Digitalisierung das Berufsbild des Bauingenieurs in Zukunft verändern?
Viele Fleißtätigkeiten können den Menschen durch Digitalisierungsprozesse abgenommen werden. Das kann dazu führen, dass man sich hoffentlich verstärkt auf die Aspekte konzentrieren kann, bei denen die menschlichen Fertigkeiten mehr gefragt sind.
Letztendlich geht es einfach um die Reduktion von Tätigkeiten, die mit sehr viel Fleißarbeit verbunden sind.
Werden die Studierenden ausreichend auf diese Änderungen vorbereitet? Inwieweit werden die Themen der Digitalisierung im Studium behandelt?
Ich glaube das ist aktuell noch sehr personenabhängig und davon, welche Dozenten man hat. Wir haben viele unterschiedliche Generationen – es ist aber nicht nur eine Altersfrage, sondern wir haben auch eine unterschiedliche Interessenlage bei den Dozenten.
Beim einen mehr, beim anderen weniger. Aber insgesamt sieht man ganz stark die Tendenz dahin, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen versuchen, die Thematik der Digitalisierung in die Lehre einzubinden und die digitalen Tools den Studierenden auch an den Hochschulen schon beizubringen.
Vielen Dank für das Interview! Gibt es sonst noch etwas, das Du den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
Wer sich jetzt für das Bauingenieurwesen interessiert und überlegt, es zu studieren, dem empfehle ich auf jeden Fall ja zu sagen. Die Berufsaussichten sind trotz Wohnbaukrise unverändert gut. Gerade was die Themen der Zukunft angeht, wie Nachhaltigkeit, Weiterentwicklung der Städte oder Stadt- und Raumplanung, geht es schlussendlich ja immer darum, die Zukunft zu bauen.
Wir als Bauingenieurinnen und Bauingenieure haben einfach einen sehr großen Hebel, da mitzuwirken. Wenn jemand die Zukunft gestalten will, ist Bauingenieur ein super guter Job dafür.