Die meisten Hochschulen bieten sowohl verpflichtende als auch freiwillige Exkursionen während des Studiums an. Die Teilnahme an den Veranstaltungen dient zur Ergänzung des theoretischen Vorlesungsstoffes und bietet zahlreiche Vorteile für die Studierenden.
Da das Bauingenieurwesen ein sehr praxisorientierter Studiengang ist, ist der frühzeitige Kontakt zur Arbeitswelt äußerst wichtig. Exkursionen stellen eine perfekte Gelegenheit dar, verschiedene Tätigkeitsbereiche kennenzulernen und wertvolle Einblicke in die Berufspraxis zu erhalten. Die gewonnenen Eindrücke können außerdem dabei helfen, die Inhalte aus dem Studium besser nachzuvollziehen und diese zu verinnerlichen.
Genaueres über Exkursionen im Bauingenieur-Studium und wieso sich die Teilnahme so sehr lohnt, erfährst Du in diesem Artikel:
🔗 Exkursionen im Studiengang Bauingenieurwesen
Ein Großteil der Exkursionen im Bauingenieurwesen findet in Form eines Baustellenbesuches statt. In diesem Beitrag beschreibe ich exemplarisch zwei Exkursionen aus meiner eigenen Studienzeit, um Dir einen Eindruck von dem Ablauf der Praxis-Veranstaltungen zu geben. Die beiden Exkursionen fanden unabhängig voneinander an jeweils verschiedenen Tagen statt und wurden in den Lehrplan von zwei bestehenden Modulen integriert.
Exkursion #1: Baustelle aus dem Brückenbau
Bei der ersten Exkursion handelte es sich um die Besichtigung eines aktuellen Brückenbau-Projektes. Die Exkursion begann wie üblich mit einer Vorstellung des Bauvorhabens in dem Baucontainer vor Ort.
Im Rahmen der Präsentation wurden die Planung und der aktuelle Bautenstand dargestellt und konstruktive Details erläutert. Da zu dem Zeitpunkt der Exkursion bereits ein großer Teil der Brücke fertiggestellt war, wurde zudem der bisherige Baufortschritt anhand von Fotos beschrieben und anspruchsvolle Arbeitsschritte sowie Besonderheiten in der Ausführung erklärt.
Neben den Aspekten der Tragwerksplanung und der Bauausführung spielten hierbei auch die Logistik und der Transport eine wichtige Rolle. Insbesondere die Träger für die Brücke stellten aufgrund ihrer immensen Größe und der erheblichen Überlänge eine bauorganisatorische Herausforderung dar.
Die gesamte Präsentation und Vorstellung des Projektes dauerten in etwa 1,5 Stunden. Im Anschluss hat der zuständige Bauleiter uns auf die Baustelle geführt, um weitere technische Details des Bauvorhabens vor Ort zu zeigen.
Besonders eindrucksvoll waren dabei die großen Mengen und Durchmesser des verwendeten Bewehrungsstahls. Auch die Dimensionen der Stahlträger waren beeindruckend und es war äußerst interessant, diese aus nächster Nähe betrachten zu können.
Alles in allem war es eine sehr spannende Exkursion, bei der die Studierenden viel lernen konnten und einen sehr guten Einblick in die Praxis des Brückenbaus erhalten haben.
Die nachfolgenden Fotos wurden während der Exkursion aufgenommen und zeigen einige der Highlights:
Exkursion #2: Baustelle aus dem Hochbau
Die zweite Exkursion führte uns auf eine Großbaustelle aus dem Hochbau. Das Hauptaugenmerk bei diesem Bauvorhaben lag auf der Anwendung der sogenannten Lean-Construction.
Lean-Construction beziehungsweise Lean-Management beschreibt eine Methode zur Erstellung von Bauprojekten, bei der Verschwendungen minimiert und Arbeitsabläufe optimiert werden.
Das Ziel dabei ist die Steigerung der Effizienz von Wertschöpfungsprozessen und das Erhöhen der Kundenzufriedenheit durch eine Verbesserung der Qualität, der Kosten und der Termintreue (Magisches Dreieck).
Genau wie bei der anderen Exkursion wurde uns zunächst das Projekt im Rahmen einer Präsentation im Baubüro vorgestellt. Neben bautechnischen Gesichtspunkten sind die Projektleiter dabei auch detailliert auf die Taktplanung und die Vorgehensweisen im Sinne des Lean-Managements eingegangen.
Mit Hilfe der angewendeten Lean-Verfahren konnte bei den bereits fertiggestellten Teilen des Hochbaukomplexes eine Termingenauigkeit von 99% erreicht werden – eine äußerst beeindruckende Leistung, besonders in Anbetracht der Größe und Gesamtdauer des Projektes.
Der Abschluss der Exkursion bestand ebenfalls wieder aus einer Begehung der Baustelle, bei der wichtige Elemente aus dem Bauprozess gezeigt und erklärt wurden.
Besonders interessant hierbei waren die unterschiedlichen eingesetzten Bauverfahren für die Betonbauteile: Einige Bauteile wurden mit herkömmlichem Ortbeton hergestellt, andere wiederum aus Fertigteilen oder aus Spannbeton.
Im Folgenden sind einige Fotos beigefügt, die Teile des Hochbauprojektes zeigen: